Eine Chance

Seit Tagen quält mich die Frage, ob ich die elfte Chemotherapie antreten soll. Die letzte, die zehnte, vertrug ich derart schlecht, daß die Nachwirkungen noch heute zu spüren sind. Eine stets präsente, unterschwellige Übelkeit ist auch jetzt noch nicht vollständig überwunden.
Und jetzt soll ich in wenigen Stunden wieder zum Temodal greifen?
Alles in mir sträubt sich dagegen.
Wäre da nicht die Sorge, daß ich mir in naher Zukunft selbst Vorwürfe machen könnte, eine Chance verspielt zu haben, ich wüßte, was ich täte.
Nichts.
So aber scheint es mal wieder eine ausgemachte Sache:
Trotz der sicher eintretenden Nebenwirkungen, trotz Übelkeit, Magenschmerzen, Hautausschlag und exessiver Schlaflosigkeit, werde ich morgen in aller Frühe aufstehen und mit meiner Selbstvergiftung beginnen.
Noch 5 Tage Chemo in diesem Zyklus und weitere 5 Tage im nächsten.
Dann muß ich mich nie wieder fragen, wieviel ich bereit bin zu ertragen.
Für eine Chance.

21.01.2011

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