Nackt

Eine fremde Frau in meinem Schlafzimmer.
Sie ist nett, kennt sogar meinen Namen und es stört sie auch nicht, daß ich nackt bin.
Mich aber stört es.
Sehr sogar.
Und ausgerechnet jetzt komme ich nicht in diesen blöden Schlüpfer!
Hüpfe auf einem Bein vor meinem Bett herum und versuche vergeblich, den anderen Fuß durch das Stück Stoff in meinen Händen zu stecken.
Jetzt kommt auch noch ein Mann dazu, noch einer, meine Tochter sieht kurz ins Zimmer, alle sind der Meinung, ich solle mich hinsetzen.
Hinsetzen ist eine gute Idee, denke ich.
Dann bin ich zwar immer noch nackt, nur baumelt mein Penis nicht mehr, für alle sichtbar, zwischen meinen Beinen herum.
Also setze ich mich auf mein Bett.
Und jetzt dämmert es mir auch, wer die Fremde in meinem Schlafzimmer ist.
Ihre Kleidung und die Art ihrer Fragen verraten es.
Sie ist Ärztin, und scheinbar wegen mir hier.
Warum, weiß ich nicht.
Daß sie und ihre zwei männlichen Begleiter mir helfen wollen, tut aber gut.
Dann kann ich ja sitzen bleiben.
Sind ja genug da, falls was zu tun ist.
Noch während ich verstohlen meine Unterhose ordne und einen weiteren, diesmal sitzenden Versuch starte, meine Blöße zu bedecken, macht die Frau in Weiß dem ein Ende.
„Lassen Sie das mal und legen Sie sich hier auf die Trage. Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus!“
Das klingt nicht, als hätte ich eine Wahl.
Also tue ich so, als sei es das Normalste auf der Welt, vor einer mir wildfremdem Frau und meiner erwachsenen Tochter nackt herumzulaufen, und krabbele auf die inzwischen aufgeklappte Trage.
Wird schon in Ordnung sein, wenn alle das so wollen.
Kaum liege ich, werde ich von den beiden fremden Männern in meinem Schlafzimmer zugedeckt und festgeschnallt.
Endlich nicht mehr nackt!
Wenige Augenblicke später bin ich Passagier eines Krankenwagens, eine Nadel wird mir in den Arm geschoben.
Das fühlt sich gut an, und ich lasse es einfach geschehen.
Gefragt hat sowieso niemand.
Mir wird angenehm warm, ich mache meine Augen zu und schlafe ein.

26.12.2009

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