Die Operation

An den Tag der Operation, habe ich nur zwei Erinnerungen.
Eine davon, ist eine nicht enden wollende Fahrt in meinem Bett.
Die Oberschwester persönlich, karrt mich scheinbar quer durchs Klinikum zur OP.
Ich fühle mich geschmeichelt und vergesse kurz, daß ich diese Frau eigentlich nicht leiden kann.
Menschen, die mich in meinem Bett durch lange Flure schieben, haben jedenfalls meine Sympathie.
Einige Tage später werde ich erfahren, daß sie möglichst jeden Patienten persönlich zur OP schiebt.
In dieser Zeit muß sie kein Frühstück verteilen, muß sie keine Schieber reinigen, kann den anderen die Stationsarbeit überlassen.
Aber, wie schon gesagt, an diesem Morgen fühle ich mich geschmeichelt und mache vorerst meinen Frieden mit ihr.
Die OP-Vorbereitung selbst, findet dann in einem Saal, mit den gefühlten Maßen einer Turnhalle, statt.
Ein, zwei weiße Gestalten begrüßen mich kurz, nehmen sich Teile meines Körpers, Handgelenk und Fußgelenk zuerst, und stechen hinein.
Da sie wenig später weit größere Dinge ich mich einführen werden, gebe ich mich möglichst gelassen.
Jetzt schon in Panik zu verfallen, erscheint mir verfrüht!
Daß ich schon Sekunden später keine Gelegenheit mehr dazu haben werde, ist mir nicht klar.
So, wie man ein Licht ausschaltet, so endet von einer Sekunde auf die andere meine Erinnerung.
Das Letzte, von dem ich noch weiß, ist ein brennender Schmerz in meinem rechten Handrücken.
„Na, das tut aber ganz schön weh!“, denke ich.
„Möchten Sie Ihre Familie sehen?“
Was ist los?
Was will er?
„Nein!“
Warum sollte ich jetzt, kurz vor meine OP, noch meine Familie sehen wollen?
„Warum nicht? Habe ich sie richtig verstanden, sie möchten Ihre Frau nicht sehen?“
Wer ist er?
Warum fragt er mich das jetzt?
„Warum wollen Sie Ihre Frau nicht sehen?“
„Wegen der Psychohygiene“, antworte ich.
Was ich denke: Nun laß uns doch erst einmal operieren, dann können sie mich doch immer noch besuchen!
„Sind Sie wach? Ihre Frau ist hier!“
Stopp!
Ich habe die OP schon hinter mir!?
Ich öffne vorsichtig die Augen … und sehe in das Gesicht meines Operateurs!
Er lächelt, was ich für ein gutes Zeichen halte.
„Können Sie mal den linken Arm heben?“
Ich kann … und schlafe wieder ein.

05.01.2010

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