Grad 3

„Wie wir es erwartet haben.“
Der Operateur hat meine Frau und mich zu einem Gespräch gebeten.
„Wir haben, wie besprochen, Ihren Tumor an die zentrale Tumordatenbank geschickt und heute die Bestätigung erhalten: Grad 3.“
Ich bin nicht erschüttert.
Grad 3 ist nicht Grad 4.
Leider auch nicht Grad 2.
Aber, wo steht, daß Grad 2 toll ist?
Seit meiner Erstdiagnose beschäftigt mich die Frage, was für ein Bursche mein Tumor wohl ist.
Eine eher harmlose 1?
Eine etwas hartnäckigere 2?
Oder doch schon eine beschissene 3?
Ja, sind wir den hier beim Eiskunstlaufen?
1,2,3 oder 4.
Es gibt keinen gutartigen Tumor – mag das Volk auch noch so hartnäckig daran glauben!
Ein Tumor ist ein Tumor, weil er macht, was er will.
Vor allem wächst er, wo und wie schnell er will.
Heute eine 1, morgen eine 4.
Das ist ein Tumor!
Also beschließe ich schon an einem der ersten Tage, daß eine 4 ziemlich beschissen wäre, alles andere aber auch nicht viel besser.
Jetzt, wo mein Arzt mir die 3 präsentiert, habe ich dennoch ein eher positives Gefühl.
Immerhin ist besser, mit dem Auto auf eine Wand zuzufahren, als bereits daran zu kleben.
Und wer weiß, vielleicht kann ich das Steuer noch herum reißen?
Und wenn nicht, gibt es noch die Airbags.
Meine heißen „Bestrahlung“ und „Chemotherapie“.

12.01.2010

  • Auf Haiti bebt die Erde. 150 000 Tote.

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