Bestrahlungsplanung

Um eine Bestrahlung durchzuführen, muß genau festgelegt werden, was wie lange bestrahlt wird.
Da das hier keine Sonnenbank ist, wo man an den hellen Stellen auf der Haut erkennen kann, wo ein paar Strahlen gut täten und an den schwarzen Flecken, wo es schon ein paar zu viel waren, wird im Vorfeld eine CT- Aufnahme meines Kopfes gemacht.
Alle sagen „CT“, „Röntgen“ höre ich seltener.
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die „Computer-Tomografie“ aber nichts anderes als Röntgen mit Computern.
Soll mir recht sein. Hauptsache, die Zielbestimmung der Bestrahlung haut hin.
Wäre doch echt schade, wenn die Bomben auf das falsche Ziel geworfen würden.
„Ups, Herr Kramer, jetzt haben wir aus Versehen Ihren Sehnerv bestrahlt und Sie sind blind“, ist eine der Nachrichten, die ich nicht auch noch brauche.
Also finde ich es völlig o.k. und geradezu erfreulich, daß man es mit der Zielbestimmung der anstehenden Bestrahlung so wichtig nimmt.
Das Röntgenbild oh Pardon „CT-Bild“ zeigt, wie nicht anders zu erwarten, ein großes Loch in meinem Gehirn. Das ist, entgegen meiner Erwartungshaltung, aber gar nicht von wirklicher Bedeutung. Außer einem Loch ist da nämlich nichts!
Viel bedeutsamer ist, was um das Loch herum ist.
Dorthin, so vermutet bzw. weiß man, haben sich alle die Krebszellen verdrückt, die rechtzeitig flüchten konnten, als es in meinem Kopf hell wurde. Alle anderen hat der Operateur bereits eingetütet und an die deutsche Tumor- Datenbank verschickt.
Jetzt sitzen diese hinterhältigen Biester um das Loch in meinem Hirn herum und machen Pläne, wie es weiter gehen soll.
„Zurück ins Loch macht keinen Sinn!“, höre ich Ihren Anführer rufen.
„Wir müssen in die andere Richtung, weg vom Loch!“
Weg vom Loch?
Schon klar.
Noch während die verbliebenen Krebszellen sich neu orientieren, Eroberungspläne schmieden, machen meine Ärzte und ich die Waffen scharf.
Wie im „Krieg der Sterne“ werden wir mit Energiestrahlen und aller Grausamkeit gegen sie vorgehen.
Das gefällt mir.
In den folgenden Wochen werde ich in meiner Vorstellung verzweifelte Krebszellen sehen, die, wohin sie sich auch wenden, verbrannt und zerfetzt werden.
Toll!

15.01.2010

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