Eine böse Sache

„Das war eine böse Sache!“
Er schaut mich erwartungsvoll an.
Wir sitzen in einem Flur des Klinikums, wohin er seine an Brustkrebs erkrankte Frau zur ambulanten Chemotherapie begleitet hat und erzählt mir seit nun fast einer halben Stunde schon von Bekannten und Nachbarn, die an „fürchterlichen Krebsarten“ gestorben sind.
„Das müssen Sie sich einmal vorstellen: Augenkrebs!“
Wann werde ich endlich aufgerufen?
„Oder mein (ich habe vergessen, was er sagt): Bauchspeicheldrüsenkrebs! Hat nur noch ein paar Wochen gelebt!“
Ich lege mein iPhone, auf das ich seit Minuten starre, als sähe ich es zum ersten Mal, laut durchatmend zur Seite.
„Ach wissen Sie, eigentlich bin ich mit meinem Krebs im Gehirn ganz zufrieden.“
Er beschließt, vor der Tür auf seine nicht unsympathische Frau zu warten.

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