Verdrängen

In den ersten Wochen nach der Diagnose bringt mich der Gedanke an meinen womöglich nahen Tod um den Verstand.
Ich will „fast um den Verstand“ schreiben, lasse es aber.
Der Wahrheit wegen.
Kein Schlaf, keine ruhige Minute.
Keine Pause von der Angst.
Nachts sitze ich allein und warte, dass es hell wird.
Wenn es hell ist, warte ich voller Angst auf das Dunkelwerden.
Ich versuche, zu vergessen, was mit mir passiert.
Unmöglich.
Denken Sie nicht an die Farbe Rot.
Unmöglich.
Manchmal lege ich mich neben meine Frau und weine still.
So still, dass sie davon wach wird.
Schlaf doch, sagt sie anfangs.
Unmöglich.
Zurück in die dunkle Stube, meine Frau wird in ein paar Stunden arbeiten müssen.
Schlaf, sage ich.
Und warte, dass es hell wird.

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