Ökonomisch denken

„Und dann hat er Ihnen alternativ noch…aufgeschrieben.“
Die Apothekerin sieht kurz von dem Rezept auf, das ich ihr gereicht habe.
Ich zucke die Schultern.
„Und warum hat er das gemacht?“
Sie tippt auf Ihrem Kassencomputer herum und nickt, als sie ihre Vermutung bestätigt findet.
„Das Zofran, das Sie bislang nehmen, ist etwa 40 Euro teurer. Das neue Medikament ist billiger.“
Zofran hilft mir zuverlässig, die bevorstehende Chemo besser zu überstehen, indem es die Übelkeit direkt in meinem Kopf abschaltet.
Mein Blick wandert zu dem Temodal, das bereits vor mir steht und das ich in den nächsten fünf Tagen einnehmen werde.
„Wenn ich das Zeug hier auskotze, kostet jeder Eimer, den ich ins Klo schütte über 700 Euro.“
Sie ist irritiert und ich komme um eine Erklärung nicht herum
„Das Temodal kostet 3795 Euro und reicht für fünf Tage. Macht pro Tag fast 800 Euro.“
Jetzt versteht sie mich.
„Ganz abgesehen von den Kosten die entstehen, weil das Erbrochene nicht den Krebs bekämpfen kann.“
Sie starrt auf Ihren Bildschirm, auf dem eine Summe steht, für den ich einen Kleinwagen kaufen könnte.
„Ich kann das billigere Anti-Kotz-Präparat ja gern ausprobieren, um meiner Versicherung 8 Euro am Tag zu ersparen. Für wie vernünftig halten Sie das?“
Ohne ein weiteres Wort packt sie das Medikament, von dem wir beide nicht wissen, ob ich es vertrage und ob es mir hilft, zurück ins Regal.
Meine fünfte Chemo beginnt….
Jetzt.

Datum unbekannt

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