Silbermond

So sehr die guten Nachrichten vom Beginn dieser Woche mich euphorisieren, so sehr zieht mich die Chemo wieder runter.
Anfangs denke ich, der gute Verlauf meiner Krankheit würde mich motivieren, diesen Wahnsinn besser durchzustehen. Inzwischen merke ich davon nichts mehr. Vielleicht fühle ich mich zu gesund, um so viele Kapseln voller Gift zu schlucken? Meine Tochter hat mir erklärt, daß ich meinen Krebs dauerhaft besiegen kann, wenn ich weiter mache. Ohne ihren Zuspruch, hätte ich heute morgen das Temodal nicht eingenommen. Mir ist übel. Unter der Brechblockade in meinem Hirn, errichtet mit Zofran, bäumt sich mein Körper auf, will sich von der Last befreien. Als ich gerade mit mir ringe, es ihm zu gestatten, spielt mein Computer ein Lied der Gruppe „Silbermond“. Gekauft habe ich deren Album vor zwei Tagen. Ich werde aufmerksam, höre wie elektrisiert zu und werde meinem Körper nicht erlauben, sich über den Eimer zu beugen.


Gib nicht auf
Du bist gleich da
Und dann vergisst du das was vorher war
Du bist gleich da
Du bist gleich da
Am Ort wo vor dir keiner war
Halte durch
Du bist ganz nah
Und dann vergisst du das was vorher war
Und nichts hält dich auf
Nichts bringt dich zum Steh’n
Denn du bist hier, um bis ans Ende zu geh’n
Kein Weg ist zu lang
Kein Weg ist zu weit
Denn du glaubst an jeden Schritt
Weil du weißt
Irgendwann schließt sich der Kreis
Irgendwann schließt sich der Kreis
Halte durch
Bleib jetzt nicht steh’n
Das Ziel ist dort im Nebel schon zu seh’n
Kannst du es seh’n?
Kannst du es seh’n?
Das Ende ist kaum noch zu verfehl’n
Denn nichts hält uns auf
Nichts bringt uns zum steh’n
Denn wir sind hier, um bis ans Ende zu geh’n
Kein Weg ist zu lang
Kein Weg ist zu weit
Denn ich glaub an jeden Schritt
Weil ich weiß
Irgendwann schließt sich der Kreis
Irgendwann schließt sich der Kreis
Gibt nicht auf
Du bist gleich da
Am Ort wo vor dir keiner war

Text: Silbermond, Das Ende vom Kreis (Album „Laut gedacht“)

zurück    – 81 –    weiter