Nur ein Gedanke 4

Nachdem sie an ihren Therapeuten-Sitzplatz zurück gehumpelt ist (was quält sich diese Frau!), habe ich das Bedürfnis, mich mit ihr über das gerade Erlebte zu unterhalten.
Sie ist mir sympathisch und es ist mir egal, daß sie nur gegen Bezahlung mit mir spricht.
Meinen ersten Besuch bei einer Prostituierten hätte ich mir anders vorgestellt, so ist es aber auch o.k..
Wir sprechen über Tod und Teufel und vor allem darüber, wie meine Gedanken meine Gefühle beeinflussen.
„Am Ende ist ihre Angst nicht mehr als ein Gedanke!“
Das hat gesessen.
„Versuchen Sie, festgetretene Denkpfade in Ihrem Gehirn zu verlassen! Legen Sie neue, positive Denkpfade an!“
Das klingt jetzt irgendwie gar nicht wissenschaftlich, aber interessant.
Der Satz davor hat mich mehr beeindruckt.
„Nur ein Gedanke.“
Das ist es.
Tatsächlich.
Keine reale Gefahr geht von der engen Röhre des MRT aus.
Es tut auch nicht weh, dort hinein gefahren zu werden.
Nur ein Gedanke, mein Gedanke macht es mir so schwer, damit gelassen umzugehen.
Als ich gerade beginne, daran zu glauben, daß der Schwimmbadunfall von vor 47 Jahren für meine Platzangst verantwortlich ist, verliert sie das Vertrauen in ihre Fähigkeiten:
„Und wenn nicht, dann lassen Sie sich eben eine Vollnarkose verpassen!“
Es wäre auch zu schön gewesen…

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