Ursache und Wirkung

Seit einigen Wochen nehmen Schmerzen in meinen Schultergelenken zu. Anfangs hielt ich das für eine Reaktion des Knorpelgewebes auf die Chemo. Inzwischen kann ich kaum noch ein Hemd anziehen, weil ich die Arme nicht weit genug zurück zum Rücken führen kann.
Also frage ich meinen Hausarzt, ob er zusätzlich zur Blutuntersuchung in Vorbereitung der nächsten Chemotherapie mal einen Rheuma- Test machen könne.
Er reagiert professionell, ignoriert meine Eigendiagnose und untersucht mich.
Das Ergebnis überrascht mich.
Doch der Reihe nach:
Als mir der Tumor entfernt wurde, war unmittelbar danach klar, daß ich die Kontrolle über ein paar meiner Muskeln verloren habe.
Ängstlich, daß dies mit der Zeit mehr werden könnten, teste ich eigentlich ständig, ob ich zum Beispiel die linke Hand noch schließen, ob ich damit zugreifen kann.
Was ich dabei völlig übersehen habe, macht mir der Arzt heute schlagartig bewußt:
Um meine Hand zu schließen, müssen bestimmte Muskeln kontraktieren, sich also zusammenziehen.
Gleichzeitig müssen aber die Muskeln, die für das Öffnen der Hand zuständig sind, ihre Kontraktion aufgeben.
Gesteuert wird dieses Wechselspiel in dem Teil meines Gehirns, das in der Müllverbrennungsanlage gelandet ist.
Was die Sache erschwert.
Und nicht nur bei der Hand ist das so.
Für jede Bewegung ist ein Wechselspiel der Muskulatur, sind Beugen und Strecken, unverzichtbar.
Ist einer dieser Gegenspieler gestört, arbeitet der andere ständig gegen einen Widerstand an, den es in einem gesunden System nicht gibt.
Kein Wunder, daß meine Gelenke verrückt spielen.
So langsam glaube ich, daß ich ziemlich krank bin.
So ein Mist.

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