Ungerecht?

Natürlich habe ich mich oft gefragt, warum ich Krebs habe.
In einschlägigen Texten lese ich, daß andere Betroffene danach fragen, warum es „ausgerechnet“ sie getroffen hätte.
„Ausgerechnet mich“?
Was ist das für eine Frage?
Ist es ungerecht, daß es mich getroffen hat? Wäre es gerechter, wenn der Chef vom Finanzamt oder mein Nachbar Krebs bekämen?
Krebs zu bekommen ist nicht so, als würde man unter den möglichen Empfängern ausgewählt, als hätte man nicht deutlich genug erkennen lassen, wie sehr man am Leben hängt.
Krebs ist keine Krankheit, vor der man sich verstecken oder weglaufen kann.
Auch Wegdenken klappt nicht.
Dem Krebs, wenn er nun schon mal da ist, erzählen zu wollen, daß er sich in der Haustür geirrt habe, ist wenig Erfolg versprechend.
Krebs kommt.
Oder nicht.
Doch wie ungelegen er dem Betroffenen auch erscheinen mag: ungerecht ist er nie.

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