Scharlatane

Erkrankt ein Mensch an Krebs, begleiten ihn die guten Wünsche vieler. Diese reichen vom bloßen „Du packst das schon“, bis hin zu Empfehlungen von Therapieangeboten, von denen man „gelesen“ oder „gehört“ hat.
Der Kranke selbst gerät dabei immer stärker unter Druck, ohne das dies einem der Wohlmeinenden bewußt wäre.
Wenn „dieser“ und „jener“ es geschafft hat, wenn Prominente mit ihrer überstandenen Krebserkrankung kokettieren, ist es dann nicht persönliches Versagen, wenn man es selbst „nicht schafft“?
Und genau diese Versagensangst ist es wohl, die den Scharlatanen Tür und Tor öffnet.
Denn der „Kampf gegen den Krebs“, den scheinbar jeder vom Erkrankten erwartet, macht ein Aufrüsten notwendig.
Das Waffenarsenal der Schulmedizin ist begrenzt und leider auch nur begrenzt wirkungsvoll, also wird nach allem gegriffen, wird alles bezahlt, von dem oft genug behauptet wird, es würde den Krebs in die Schranken weisen.
Dabei werden naturwissenschaftliche Einsichten bedenkenlos ignoriert, werden glimpflich verlaufende Krankheitsverkäufe ungeniert als Beweis der Wirksamkeit völlig wirkungsloser „Therapien“ unters Volk gebracht.
Was haben „Ernährungsumstellung“, „positives Denken“, was haben „Kinesiologie“, „Weihrauchtherapie“ und „Mistelextraktspritzen“ mit einer Krebsbekämpfung zu tun?
Die Antwort ist einfach: Nichts.
Und doch ist ein riesiger Markt um die Krebskranken entstanden.
Denn, wer möchte schon zu denen gehören, „die es nicht geschafft“ haben?
Ich.
Ich möchte zu denen gehören, die den Krebs überleben, aber nicht, weil ich einen besonders starken Willen, oder eine besonders positive Einstellung hatte.
Sondern, weil die schulmedizinischen Möglichkeiten bei mir ausreichend gewirkt haben.
Weil ich Glück hatte.
Den Scharlatanen, nicht dem Krebs, sage ich hiermit den Kampf an.
Um meinen Krebs muß ich mich nicht weiter kümmern.
Das machen meine Ärzte.

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