Blitz und Donner

Ich möchte verstehen, was meine Krankheit mit mir macht, möchte, wie immer im Leben, die Kontrolle behalten.
So schwer wie diesmal war das selten.
Als ich vor wenigen Tagen in einem Buch las, daß mein Immunsystem nicht gegen Krebszellen vorgeht, angeblich gar nicht dagegen vorgehen kann, weil Krebszellen körpereigene Zellen sind, erschien mir dies logisch.
Wie ein Blitz schlug diese Information bei mir ein, veränderte mein Denken, sogar mein Verhalten.
Und das wäre so geblieben, wenn meine Tochter nicht durch mein Tagebuch davon erfahren und mir den Kopf zurecht gerückt hätte.
Ihr Kommentar zum Beitrag „Mama Zelle“ spricht Bände und macht deutlich, wie widersprüchlich die Informationen sind, die ich als Betroffener erhalte.
Hier hatte ich ungeprüft den Aussagen einer Autorin vertraut, deren Intention und Qualifikation ich nicht kenne, deren Argumentation mir aber so gut gefiel, daß ich sie verbreiten half.
Als erste Reaktion auf dieses Debakel wollte ich das Schreiben einstellen.
Gegen meine Krankheit kann ich vielleicht nicht viel tun, dachte ich mir. Dagegen, mich öffentlich zum Deppen zu machen, aber schon.
Erst nach einer aufmunternden Mail meines Sohnes wurde mir bewußt, daß auch dies ein Teil meiner Geschichte ist.
Mein Tagebuch hat mir geholfen, mich zu korrigieren, meine Gedanken zu ordnen.
Warum sollte ich ein so wertvolles Werkzeug aus den Händen geben?
Der Blitz, der mich beim Lesen des Buches „Smile or die“ traf, aber auch das Donnerwetter meiner Tochter, sind Facetten eines sehr anstrengenden und mitunter irritierenden Lebens, das ich gern noch eine Weile leben möchte.
Ich werde weiterhin davon erzählen.

zurück    – 118 –    weiter