Sperber

Zwei große Augen und ein Schnabel sind das Letzte, das ich sehe, bevor mein Auto darüber hinweg rollt. Ein Reflex verhindert, daß ich die Augen und den Schnabel überfahre.
Im Rückspiegel ein Häufchen Federn.
Vollbremsung, Warnblinker, Aussteigen, Zurücklaufen.
Die Federn bewegen sich, eine Katze sieht aus wenigen Schritten Entfernung zu.
Sie hat wohl die Augen mit dem Schnabel dazwischen vor mein Auto getrieben.
Noch bevor ich bei dem bin, das mich vor ein paar Sekunden erschrocken angesehen hat, bewegt es sich und versucht zu fliehen.
Kommt aber nicht weit.
Hüpft mehr, als dass es fliegt, in den Graben neben der Straße, der ist voller Wasser.
Zwei Augen, ein Schnabel, die Flügel flach aufs Wasser gelegt.
Ein Bild, das Steine erweichen würde.
Wenige Augenblicke später schauen zwei gelbgrüne Augen und ein Schnabel zwischen meinen Fingern hervor.
In der Wildtier-Auffangstation wird man mir am Nachmittag erklären, daß ich einen Sperber in den Händen halte.
Jetzt, mit meinen Füßen im Schlamm und dem wild blinkenden Auto mitten auf der Straße, ist er der schönste Vogel der Welt.

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