PS

Weil mein Tagebuch kein Ort falscher Hoffnungen ist, bedarf mein letzter Eintrag einer Ergänzung:
Ein Astrozytom des dritten Grades gilt gemäß aktueller schulmedizinischer Erkenntnisse als unheilbare Erkrankung.
Dies habe ich zu keinem Zeitpunkt vergessen oder ignoriert.
Die gestrige MRT- Untersuchung hat in meiner Wahrnehmung jedoch eine Situation geschaffen, in der ich mich ausgesprochen wohl fühle.
Ich sehe mich am Beginn eines Zeitfensters in der Größenordnung mehrerer Monate, in denen ich mich nicht täglich sorgen, in denen ich nicht unentwegt über meine Erkrankung nachdenken muß und nicht nachdenken werde.
Für die Dauer dieses Zeitfensters fühle ich mich geheilt.
Wofür es Gründe gibt, die mit Ignoranz oder Unkenntnis nichts zu tun haben.
Mit jedem Tag, der mich von meinen bisherigen Therapien trennt, vor allem von der Chemotherapie, werden die Chancen, diese ein zweites Mal lebensverlängernd einzusetzen, größer. Die zeitlich engen Kontrolltermine werden ein mögliches Rezidiv zu einem sehr frühen Zeitpunkt sichtbar werden lassen, was einer wirksamen Behandlung entgegen käme.
Und selbst ein zweiter operativer Eingriff hat vor diesem Hintergrund das Potential, mein Leben zu verlängern.
Und am Ende schenkt mir jeder Tag, den ich erlebe, die Chance, von einem möglichen medizinischen Fortschritt zu profitieren.
Gründe genug, meine augenblickliche Situation als Heilung zu empfinden.
Und, was ist schon für die Ewigkeit?

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