Fazit

Morgen jährt sich der Tag meines epileptischen Anfalls zum zweiten Mal. Heute vor zwei Jahren hatte ich noch keine Ahnung von dem, was auf mich zukommen würde.
Was wie eine Binsenweisheit klingt, erinnert mich daran, daß ich auch heute nicht weiß, was mich morgen erwartet.
So gesehen, stehe ich wieder ganz am Anfang meiner Geschichte vom Leben mit einem Hirntumor.
Ich weiß nicht, ob ich  heute oder morgen einen epileptischen Anfall, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt haben werde, ob nächste Woche ein Dickdarmkarzinom oder Lungenkrebs bei mir gefunden werden.
Das Leben mit all seinen Untiefen hat mich wieder.
Herrlich!
Mein Tagebuch hat mir geholfen, hierher zurück zu finden.
Jetzt, wo ich dort bin, wo ich vor zwei Jahren war, allerdings um die Erfahrung einer schweren Erkrankung reicher, werde ich es schließen.
Aus der im Anschluß an die Erstdiagnose empfundenen Gewissheit, schon bald zu sterben, wurde im Laufe der letzten zwei Jahre die Überzeugung, niemals vorhersagen zu können, wann genau das passieren wird.
Anders als viele meiner Zeitgenossen bin ich in den letzten 24 Monaten nicht auf einer Autobahn gestorben, wurde nicht vom Blitz erschlagen, nicht von einem Erdrutsch erstickt.
Auch mit einem Flugzeug bin ich nicht abgestürzt, wurde nicht Opfer einer Gewalttat.
Und an meinem Hirntumor bin ich auch nicht gestorben.
Es bleibt spannend.
Das Leben.

Frohe Weihnacht!

25.12.2011

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