Flitzer K.

Den Abstecher zur Tür meines Zimmers bereue ich augenblicklich.
Mit der Klinke in der Hand werde ich nicht zurück ins Bett kommen!
Also werde ich sie loslassen müssen, denke ich.
Dann kann ich sie auch von der anderen Seite aus loslassen – und stehe auf dem Flur der Station.
So lang hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung!
Eines ist schon mal sicher: den schaffe ich nicht am Stück!
Also beschließe ich, wenigstens bis zum Schwesternzimmer zu gehen, mir dort einen Kaffee zu nehmen und dann wieder den Heimweg einzuschlagen.
Meine Beine stimmen diesen Überlegungen nur zögerlich zu.
Sie haben aber keine Wahl, denn die Türklinke liegt nun schon drei Schritte hinter mir.
Fünf Schritte, sechs.
Der Weg zum Kaffee wird kürzer, als der zurück ins Bett.
Das motiviert einerseits, läßt mich andererseits aber vergessen, daß der Rückweg so auch immer länger wird.
Als ich die Kaffeekanne abklatsche, habe ich nur noch den Rückweg im Auge.
Hilfe!
Als Sofortmaßnahme verzichte ich erst einmal auf den Kaffee und beschließe stattdessen, nicht umzukippen.
Was auch gelingt.
Mit dem Erreichen meiner Zimmertür überströmt mich ein großes Glücksgefühl.
Zimmer-Kaffeekanne-Zimmer.
Was für eine Kleinigkeit ist dagegen Bett-WC-Bett!
Ich beschließe, die neu gewonnene Freiheit zu genießen und mache mich noch einmal auf den Weg zur Kaffeekanne.
Denn, bei aller Begeisterung ob der Tatsache, auf zwei Beinen gehen zu können: einen Kaffee habe ich immer noch nicht getrunken.
Das hole ich jetzt nach.
Einige Patienten und Besucher, die mir begegnen oder mich überholen, halten gebührend Abstand, was ich meinem Kopfverband zuschreibe.
Ansonsten falle ich unter all den Menschen kaum auf.
„Herr Kramer, wir haben hier auch Frauen auf der Station! Ziehen Sie sich bitte etwas an!“
Ich zucke zusammen, blicke an mir herab und bin froh, mich bekleidet zu sehen.
Aber stop mal.
Das ist ja mein OP- Kittelchen!
Ich laufe seit knapp einer halben Stunde mit nacktem Hintern über die Flure!
Es wird Zeit, meinen Ausflug zu beenden.

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