Noro

Wann hast Du das letzte Mal eingeschissen?
Du meinst, das hieße „eingekotet“?
Dann wirst Du also morgens wach und denkst: „Oh, ich habe ja eingekotet.“?
Ich jedenfalls denke an diesem Januarmorgen meines 51. Lebensjahres: „Frank, Du hast Dich eingeschissen!“
Schlagartig wird mir bewußt, dass ich nicht nur einen Hirntumor habe, sondern in meinem eigenen Kot liege.
Und der stinkt.
Und wie!
Ich vergesse für Sekunden, dass ich eigentlich kaum laufen kann und stürze aus meinem Bett ins Bad.
Denn noch während ich beginne, meine Situation als äußerst unangenehm zu empfinden, droht diese noch unangenehmer zu werden!
Also sitze ich in einer Spitzenzeit auf der Toilette und staune nicht schlecht, wieviel Wasser ich durch meinen Hinterausgang abgeben kann.
„Scheiße!“
Ich fasse es kaum, dass ich Angesichts meines nächsten Gedankens sogar lächeln muß.
„Was denn sonst?“
Was in den nächsten Minuten auf dieser Toilette passiert, hat mit dem, was ich bisher davon verstand, allerdings nicht viel zu tun.
Ich scheine mich aufzulösen und durch ein Ventil zwischen meinen Beinen abzufließen.
Das tut keineswegs weh.
Schön ist es aber auch nicht.
Noch dazu mein Bad kein Fenster hat.
Als ich den Vorgang willentlich abbreche, ist das mehr meiner Atemnot geschuldet, denn dem Gefühl, fertig zu sein.
Ich hebe, völlig entkräftet, den Kopf.
Das Gesicht im Spiegel sollte meines sein.
Es sieht mich mitleidig an und scheint zu sagen: „Du arme Sau! Erst hast Du einen Hirntumor und jetzt auch noch die Scheißerei!“
Ich finde, Hirntumor ist einfacher.

08.01.2010

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