Fernsehen

Als berufstätiger Mensch habe ich nur vage Vorstellungen davon, was Fernsehsender nachts ausstrahlen.
Als Krankenhauspatient ändert sich das schnell.
Da ich ohnehin nicht konzentriert zuschaue, lasse ich das Fernsehgerät, nachdem es mir gelungen ist, es mit dem Siemens-System an meinem Bett einzuschalten, auf dem erstbesten Sender an.
So bin ich in meinem dunklen Zimmer mit meinen Gedanken nicht allein.
Als ich mitten in der Nacht wach werde, schreien mich Bilder halbnackter und nackter Frauen im Sekundentakt an, ich lese „dicke Titten“, „geile Früchtchen“ und immer wieder Telefonnummern.
Wenn jetzt eine Schwester in mein Zimmer tritt, habe ich ein Problem.
Das habe ich schon jetzt.
Denn während ich vergeblich versuche, das Fernsehgerät mit dem Telefon auf meinem Nachtschrank auszuschalten, vergehen die Minuten.
Jetzt reicht es mir.
Ich fixiere den Schlauch, der in meine Halsvene führt, mit der linken Hand, bedecke meine Blöße vorerst mit der rechten, verlasse mein Bett und taste nach dem Netzschalter des Fernsehgerätes weit über meinem Kopf,
Den Schlauch in meiner Linken lasse ich dafür auf keinen Fall los!
Gerade fleht mich eine übergewichtige „reife Frau“ an, sie doch mal anzurufen, da stehe ich endlich im Dunklen.
Bitte, lieber Gott, lass jetzt keine Schwester nach mir sehen!
Nicht jetzt!

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