Rechter Gruß mit links

Der Noro-Virus in mir sorgt dafür, daß ich vorerst ferngesteuert werde.
Bis auf ein paar Todgeweihte betritt niemand mehr mein Zimmer.
Auch die morgendliche Visite nicht.
Tür auf.
Ich habe freie Sicht auf den mit Ärzten überfüllten Flur.
Sie haben freie Sicht auf mein Bett.
Darin: ich.
„Was macht ihr linker Arm?“
Ich weiß, daß mein linker Arm hier niemanden interessiert, meine frisch gewichtsreduzierte rechte Hirnhälfte um so mehr.
Sie könnten mich also fragen, was meine rechte Hirnhälfte so macht.
Weil ich dann vermutlich den linken Arm heben würde, kürzen wir das Ganze ab.
Nach einem Gespräch unter Gleichen sieht das Ganze hier ohnehin nicht aus, also tue ich, was man von mir erwartet:
Ich hebe meinen gestreckten linken Arm bis etwa auf Augenhöhe.
Dann schließe ich die Augen und wundere mich keineswegs, meine Hand wenig später etwa in Schulterhöhe wieder zu finden.
Wenn das jeden Morgen passiert, wundert einen das nicht.
Und weil das jeden Morgen passiert, wird das Heben meines gestreckten linken Armes bis auf Augenhöhe zu einem allmorgendlichen Ritual.
Tür auf.
Hitlergruß eines leicht übergewichtigen Glatzkopfes mit nacktem Oberkörper durch die geöffnete Tür hindurch.
Tür zu.
Fällt eigentlich nur mir die Lächerlichkeit dieser Situation auf?

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