Vierbettzimmer

Der Rettungswagen bringt mich ins Krankenhaus.
Weil ich auf der Fahrt dorthin von meiner gerade durchlaufenen Chemotherapie berichte, erklärt man die Onkologie als für mich zuständig.
„Die kennen sich mit den Folgen einer Chemotherapie am besten aus.“
Das ist das erste Mal, dass ich Patient einer Onkologie werde.
Seltsam.
„Ein Einzelzimmer haben wir für Sie nicht!“
Da ich nicht um ein solches bitte, ist das wohl eine Anspielung auf meinen Versicherungsstatus.
Geht das schon wieder los.
Ich habe es satt.
Außerhalb von Krankenhäusern hält mich jeder für reich, wenn ich sage, dass ich privat versichert bin.
Innerhalb von Krankenhäusern glaubt jeder, ich sei ein Arsch, der allein sein will.
Dass ich jeden Monat 550 Euro für meine Versicherung bezahle, obwohl ich keinen Cent verdiene, hat noch niemanden interessiert.
Auch nicht, dass ich das schon seit 20 Jahren tue und niemals krank war.
Sie schieben das Bett, in dem ich liege, auf den freien Platz in einem Vierbettzimmer.
Sechs interessierte Augen sind für die Abwechslung dankbar.
Ich bin in Sicherheit.
Schon auf der Fahrt hierher ging es mir besser, jetzt könnte ich theoretisch nach Hause.
Theoretisch.
Praktisch fühlt sich das Bett unter mir sehr gut an.
Die gerade durchlebte Todesangst hat mich restlos geschafft.
Ausruhen.

11.05.2010

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