Roboter

Die Röhre des MRT ist so eng, dass meine Schultern sie berühren.
Um meine Kontur schmaler zu machen, falte ich die Hände über meinem Bauch.
Diesmal trage ich mein Sturmgepäck vorn, denke ich.
Das Lachen über diesen Gedanken verschiebe ich auf später, denn jetzt höre ich Musik im Kopfhörer auf meinen Ohren.
Musik.
Das ist gut.
„Es fällt mir schwer,
ohne Dich zu leben,
jeden Tag zu jeder Zeit
einfach alles zu geben.
Ich denk‘ so oft
zurück an das was war,
an jenem so geliebten vergangenen Tag.
Ich stell‘ mir vor,
dass Du zu mir stehst,
und jeden meiner Wege
an meiner Seite gehst.
Ich denke an so vieles
seit dem Du nicht mehr bist,
denn Du hast mir gezeigt,
wie wertvoll das Leben ist.“
Ich drücke den Panikknopf in meinen Händen.
Ich will hier raus!
Sofort!
Raus hier!
Warum dauert das so lange!?
„Warum spielen Sie mir Beerdigungslieder vor!?“, schreie ich die Schwester an.
„Ich weiß nicht, was auf der CD ist. Bisher hat die Musik jedem gefallen.“
Sie hat nicht die geringste Ahnung von dem, was ich durchmache.
Sie hat nur eine Ahnung, wie man Knöpfe drückt.
Ich spüre, dass ich ein Leben dazu bräuchte, ihr ein Verständnis für meine Situation zu vermitteln.
Ich resigniere.
Zurück in die Röhre?
Niemals.
„Soll ich jemanden von der Station holen?“
Eine zweite Schwester hat den Raum betreten und schaut fragend…nicht zu mir.
„Was soll mir das helfen?“, frage ich sie.
„Na, Ihnen gar nichts, aber dann bleibt die Maschine nicht ungenutzt.“
Ich verstehe.
Für die beiden bin ich Geschichte.
So nicht, meine Damen.
Ich werde nicht auf diese Untersuchung verzichten, nur weil dieser Roboter von Robotern bedient wird!

04.07.2010

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