Rückblick

Als ich mit meinem Tagebuch begann, hatte ich wenig Hoffnung auf ein Morgen.
Heute bin ich in genau diesem Morgen angekommen und sehe zurück, nicht nur auf ein Gestern oder Vorgestern, sondern auf die ersten 18 Monate meines Lebens nach der Diagnose „Hirntumor“.
Waren es „gute“ 18 Monate?
Was habe ich aus ihnen gemacht?
Noch während ich nach ersten Worten für eine Antwort suche, wird mir bewusst, daß ich die letzten 18 Monate meines Lebens im Ausnahmezustand zugebracht habe, dass ich gelernt habe und noch immer lerne, mich in diesem Ausnahmezustand zurecht zu finden.
Während Freunde, Nachbarn, ja selbst engste Verwandte Anzeichen von „Normalität“ und „Heilung“ zu erkennen glauben, während immer öfter davon die Rede ist, dass „so langsam das Schlimmste doch überstanden sei“, hat jeder einzelne Tag dieser letzten 18 Monate den Abstand zu meinem Leben ohne Krebs, zu meinem „normalen Leben“, größer werden lassen.

31.07.2011

Das Gefühl, mit meiner Krankheit zunehmend allein zu sein, ist bis heute geblieben. Während mein Umfeld an eine wieder eingekehrte Normalität glauben möchte und dies wohl auch tut, vergesse ich meine Erkrankung keinen einzigen Tag.

15.08.2015 

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