Kapitulation

Habe ich bislang in dem Glauben gelebt, ich könne einen Punkt erreichen, von dem aus ich auf eine schwere Zeit zurückblicken könne, wird mir jetzt, wo die akute Bedrohung auf unbestimmte Zeit überwunden ist, bewusst, dass die schwere Zeit nicht enden wird.
Jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten.
Daran ändert auch ein Tagebuch nichts.
Ich gebe deshalb den Versuch, meine Krankheit an den Pranger zu stellen, auf.
Sie zu verlachen, zu demütigen, verschafft mir nicht den wohl insgeheim erhofften Vorteil.
Im Gegenteil.
Ich empfinde die öffentliche Präsentation meiner Gedanken und Gefühle zunehmend als einen Verlust an Selbstachtung.
Deshalb möchte ich das öffentliche Tagebuch meiner Erkrankung an einem Astrozytom des 3. Grades von jetzt an nicht fortsetzen.
Aus Dankbarkeit gegenüber meinen wenigen Lesern habe ich der Versuchung widerstanden, die Seite einfach „offline“ zu schalten.
Ich kann Betroffenen und deren Familien keine Hoffnung machen.
Wozu also sollte dann eine solche Seite gut sein?

19.09.2011

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